20 Jahre Helfer-vor-Ort
Seit 20 Jahren beteiligt sich der DRK Ortsverein Gorxheimertal am Helfer-vor-Ort-System
Sie sind gut ausgebildete Ersthelfer aus der Nachbarschaft: die First Responder oder auch Helfer-vor-Ort (HVO). Ihre Aufgabe ist es, im Ernstfall die therapiefreie Zeit bis zum Eintreffen des Notarztes oder Rettungsdienstes zu überbrücken. Damit übernehmen die Helfer-vor-Ort, die ausschließlich ehrenamtlich arbeiten, eine wichtige Funktion in der Rettungskette.
Im Gorxheimertal existiert eine Helfer-vor-Ort-Einheit seit nunmehr 20 Jahren. Der erste Einsatz für die Helferinnen und Helfer des DRK Ortsvereins erfolgte am 12. Juli 1999. Dieser führte zwei aktive Einsatzkräfte ins badische Oberflockenbach, wo eine Person mit Verdacht auf einen Schlaganfall zu versorgen war.
Der Ortsverein Gorxheimertal war eine der ersten Bereitschaften des DRK Kreisverband Bergstraße, der das Helfer-vor-Ort-System einführte. In den vergangenen 20 Jahren rückten somit bei etwa 30 bis 40 Einsätzen pro Jahr jeweils mindestens zwei Einsatzkräfte zu diversen Notfällen aus. Häufig handelt es sich dabei um kardiologische Notfälle, wie Verdacht auf Herzinfarkt, oder sonstige Meldebilder, wie Kreislaufkollaps oder Stürze.
Die Voraushelfer überbrücken dann die Zeit zwischen Notruf und Eintreffen des Regelrettungsdienstes mit Erstmaßnahmen. Die Zeit zwischen Alarmierung und Eintreffen am Einsatzort beträgt im Schnitt maximal fünf Minuten.
Bei bestimmten Ereignissen, wie Bränden oder Verkehrsunfällen wird zusätzlich zur Helfer-vor-Ort-Einheit die gesamte Bereitschaft alarmiert. Zunächst rückt dann ein Fahrzeug aus, das sozusagen den „Erstangriff“ stellt, also mit dem Rettungsdienst die Erstversorgung der betroffenen Personen übernimmt, die Lage sondiert und Rückmeldung gibt. Die restliche Bereitschaft verbleibt zunächst an der Unterkunft, um dann gezielt Material und Personal nachzuliefern oder sich um die Versorgung der Einsatzkräfte mit Getränken Kaffee und Essen zu kümmern. Gelegentlich werden auch bei andren Einsätzen, wie Reanimationen oder schwer zugänglichen Patienten weitere Helferinnen und Helfer des Ortsvereins nachgefordert, um die Versorgung der Patienten möglichst effektiv und vor allem schnell durchführen zu können. Häufig kümmern sich die Helferinnen und Helfer auch um die Familienangehörigen, die oft mit der Situation überfordert sind.
Neben der Versorgung der Patienten, liegt auch die Einweisung des Rettungsdienstes in den Händen der Helfer-vor-Ort, da diese sich mit den lokalen Gegebenheiten auskennen (schmale Zufahrtstrasse, Einbahnstraße o.ä.).Zusätzlich wird dem Rettungsdienst zugearbeitet, aber auch die Kommunikation mit der Leitstelle, wie Lagemeldung oder Nachforderung von weiteren Kräften obliegt den Helfern-vor-Ort.
Derzeit engagieren sich von den insgesamt 25 aktiven Helferinnen und Helfern des DRK Ortsvereins etwa15 Einsatzkräfte im Helfer-vor-Ort-System. In den Anfangszeiten ab dem Jahr 1999 wurde das System zunächst nur an Wochenenden und Feiertagen angeboten. Es gab eine feste Helfereinteilung von immer zwei bis drei Personen pro Tag. Das Fahrzeug wurde bei einem der eingeteilten Helfer untergebracht. Zwischenzeitlich wurde der Ortsverein zusätzlich von einigen Einsatzkräften der Freiwilligen Feuerwehr Gorxheimertal unterstützt. Mittlerweile sind die Helfer-vor-Ort rund um die Uhr alarmierbar, sie fahren zunächst mit ihren privaten Fahrzeugen zur DRK Unterkunft in der Siedlungsstraße und von dort mit dem Einsatzfahrzeug zum Einsatzort. Gelegentlich fahren Helfer den Einsatzort auch direkt an, da dieser auf dem Anfahrtsweg liegt und somit schnelle Hilfe gewährleistet ist. Sie werden sozusagen aus ihrem häuslichen Leben direkt in den Einsatz gerufen und bilden eine wichtige Brücke zwischen Notruf und der Behandlung durch den Regelrettungsdienst.
Das Angebot ist ehrenamtlich und unentgeltlich, weder Personal noch Material wird bezahlt. Gelegentlich erhalten die Helferinnen und Helfer Unterstützung durch die Rettungsdienste, die das verbrauchte Material oftmals ersetzen. Dies ist aber nicht immer möglich, da die Fahrzeuge des Rettungsdienstes immer einsatzbereit sein müssen und dies bei materialaufwendigen Einsätzen, wie Reanimationen oder Ereignissen mit mehreren Verletzen, nicht gewährleistet ist. Auch der DRK Kreisverband Bergstraße bietet Unterstützung an, da ein Großteil der Materialen im Rahmen einer Großbestellung über den Kreisverband bezogen werden kann und somit zumindest Liefergebühren entfallen. Allerdings müssen diese Materialien dann in Heppenheim abgeholt werden, was natürlich einen erheblichen Zeitaufwand kostet. Hinzu kommt, dass viele Materialien sehr teuer sind. So kostet ein Ersatz-Akku für das AED-Gerät (Automatisierter externer Defibrillator), der nach jedem Einsatz des Gerätes gewechselt werden muss, über 160 Euro. Dies wird nur vom Ortsverein getragen.
Wichtig ist aber auch, dass Menschen in lebensbedrohlichen Notsituationen unbedingt die 112 wählen sollen. Die Einsatzkräfte dürfen nur ausrücken, wenn sie über die Zentrale Leitstelle Bergstraße eine Einsatznummer zugeteilt bekommen. Denn erst dann greift die Versicherung, die die Helferinnen und Helfer absichert. Wenn man bei einem der Helfer zu Hause anruft, um zu fragen, ob mal jemand kommen könne, kostet Zeit. Doch gerade bei verschiedenen Erkrankungen, wie Schlaganfällen spielt der Faktor Zeit eine wichtige Rolle. Umso weniger Zeit nach dem Ereignis bis zur Behandlung vergeht, umso geringer sind die Folgeschäden.
Wenn es sich allerdings um länger anhaltende Krankheiten oder nicht lebensbedrohliche Fälle wie einen Hexenschuss oder Magen-Darm-Infekt handelt, dann ist der Ärztliche Notdienst zuständig, der unter der Rufnummer 116 117 zu erreichen ist. Von dort werden auch Hausbesuche von Ärzten organisiert.
Das Helfer-vor-Ort-System gibt es in vielen Ortsvereinen im Kreis Bergstraße, wie Lindenfels, Mörlenbach oder Lorsch. Einige Ortsvereine besetzen im Rahmen des HVO-Systems auch Rettungswagen. Auch in anderen Hilfsorganisationen wird das System angeboten, wie z.B. bei der Feuerwehr oder es gibt Kooperationen zwischen den Hilfsorganisationen.
Info:
2018: insgesamt 36 Einsätze, davon 28 reine Helfer vor Ort Einsätze
2019: insgesamt 25 Einsätze, davon 24 reine HVO-Einsätze (Stand 1. Juli)
Durchschnittliche Helferzahl: 3
Häufigste Meldebilder 2019: internistisch (5), kardiologisch, chirurgisch, sonstige (jeweils 4)